Virtuelle Lehr- und Lernformate im internationalen Kontext

Virtuelle Mobilität wird in verschiedenen Formen umgesetzt und mit verschiedenen Begrifflichkeiten und Definitionen diskutiert. Die folgenden Erläuterungen sollen einen Überblick über verschiedene Mobilitätsformen geben, die in die Lehre an der RUB integriert werden können.

 

Virtual Mobility (VM):

In diesem Format findet die länderübergreifende Zusammenarbeit ausschließlich virtuell statt. Kommunikation und Kollaboration basieren auf der Nutzung digitaler Medien, wobei verschiedene Technologien eingesetzt werden können (z.B. Email, Videokonferenzen, Kollaborationsplattformen …). Der kooperative Austausch kann regelmäßig über ein Semester stattfinden oder an bestimmten Termine gebunden sein.

Eine Virtual Mobility kann im Rahmen existierender Lehrangebote entwickelt werden oder es können neue Angebote entstehen. Sowohl Vorlesungen, Seminare, Blockkurse, Summer Schools als auch andere Lehrformate sind denkbar und für eine Virtual Mobility geeignet. Interaktive Elemente wie Gruppenarbeiten und andere co-working-Ansätze können in einer Virtual Mobility leicht eingesetzt werden. Dadurch wird der Ansatz sinnvoll mit Elementen des Virtual Exchange erweitert.

Zu Pandemiezeiten nehmen Studierende der RUB als Virtual Mobility im Rahmen von Erasmus + online an Vorlesungen der Gasthochschule teil, an der sie ein geplantes Auslandssemester verbringen wollten.

Bei der Umsetzung von Virtual Mobility sind unterschiedliche Grade und Formen der interuniversitären Zusammenarbeit möglich, z. B.:

– Im Rahmen eines Lehrangebots arbeiten Studierende aus verschiedenen Ländern über einen längeren Zeitraum zusammen an einem Thema in gemischten Kleingruppen

– Studierende aus mehreren Partneruniversitäten arbeiten zeitgleich, aber getrennt am selben Thema und halten z.B. am Abschluss gegenseitig Posterpräsentationen, ohne vorher zusammengearbeitet zu haben

– Die Lehrveranstaltungen finden an einigen Terminen gemeinsam statt, z.B. für Gastvorträge und Diskussionen, ansonsten unabhängig voneinander. Dies kann z.B. im Fall von unterschiedlichen Semesterzeiten eine gute Lösung sein.

 

Virtual Exchange (VE):

Ein Virtual Exchange zeichnet sich durch den gezielten Einsatz digitaler Technologien zum Ziele der Förderung von interaktivem und sozialem Lernen aus, d.h. bei einem Virtual Exchange steht die kollaborative Lernerfahrung der Studierenden im Vordergrund. Auf diesem Wege können sie durch die Zusammenarbeit mit internationalen Kommiliton*innen eine Vielzahl von Fähigkeiten ausbauen: In der Lehr-Lern-Situation werden Studierende mindestens zweier Hochschulen durch qualifizierte Lehrende dabei unterstützt, miteinander in den Dialog zu treten und kollaborativ Aufgabenstellungen zu bearbeiten. Es kommt so über den Gewinn fachlicher und/oder interdisziplinärer Kenntnisse und Kompetenzen insbesondere auch zu einer gezielten und angeleiteten (Weiter-)Entwicklung interkultureller und digitaler Kompetenzen und weiterer Fähigkeiten wie etwa Selbstmanagement und Arbeitsorganisation im Team oder Sprachkompetenz. Die Durchführung eines Virtual Exchange ist somit sowohl für die Zusammenarbeit innerhalb einer Disziplin, jedoch auch für die Bearbeitung interdisziplinärer Fragestellungen und Themenfelder geeignet. Darüber hinaus eignet sich Virtual Exchange hervorragend zur Vor- und Nachbereitung physischer Mobilitäten und stellt somit einen wichtigen Baustein für den Einstieg in Blended/Hybrid Learning Szenarien mit Abflauen der Corona-Pandemie dar.

Ein Virtual Exchange-Format kann didaktische Bausteine zur Begleitung des interkulturellen Lernens beinhalten und sich neben den akademischen Inhalten stärker als sonstige Lehrveranstaltungen auf die Förderung von soft skills und den Spracherwerb konzentrieren.

Beispiel: https://lehrmuster.ruhr-uni-bochum.de/2018/07/25/koenig-david-fact-or-fiction/

-> Beratung zu Formaten und Methoden virtueller Lehre im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik (ZfW): astrid.tan@rub.de

 

Verbindung von Virtual Mobility und Virtual Exchange:

Virtual Exchange unterscheidet sich insofern von Virtual Mobility, als dass Virtual Mobility nicht zwingend zu einem Austausch zwischen den Studierenden führt und sich größtenteils auf Distanzlernen und/oder e-Learning-Formate bezieht (siehe oben). Programme für Virtual Mobility und MOOCs (Massive Open Online Courses) können daher sinnvoll durch Virtual Exchange Komponenten erweitert werden.

Blended Mobility beschreibt Formate, die sowohl Phasen der virtuellen Arbeit als auch kurze physische Aufenthalte an den Partneruniversitäten ermöglichen. Die Blended Mobility Ansätze können im Rahmen wöchentlicher Lehrveranstaltungen, CityLabs, Summer Schools oder sonstiger Veranstaltungen stattfinden. So arbeiten z.B. in der ersten Phase Studierende an mehreren Universitäten gleichzeitig an einem Thema und tauschen sich dazu virtuell aus, in der zweiten Phase treffen sie sich an einem der Universitätsstandorte vor Ort und arbeiten gemeinsam weiter.

Hybrides Lernen vor Ort: Zusätzlich zu den virtuellen Terminen, die Studierende aus den verschiedenen Universitäten besuchen, können Studierende einer Universität vor Ort physisch zusammenkommen. Diese Mischung vom Präsenz- und online-Lernen wird auch hybrides Lernen oder blended learning genannt.

Virtual Co-Teaching: In diesem Format gestalten Lehrkräfte aus verschiedenen Ländern die virtuelle Lehre gemeinsam. Dies kann regelmäßig oder an einigen ausgewählten Terminen stattfinden.

Collaborative Online International Learning (COIL) ist eine Form des virtual Co-Teachings mit interdisziplinärer Ausrichtung.

CityLabs sind eine besondere Form der Zusammenarbeit, die im Rahmen des UNIC-Konsortiums (Link) in Zusammenarbeit mit den beteiligten Städten entwickelt wird. Hier geht es darum, Herausforderungen, denen sich post-industrielle Städte stellen, zu beschreiben und in digitalen Repositorien bereitzustellen, aus wissenschaftlicher Perspektive zu bearbeiten und zu einer Lösung beizutragen. CityLabs können in jegliche inhaltlich passende Lehrveranstaltung integriert werden. Die Bearbeitung der Herausforderungen aus den Citylabs kann an mehreren Städten zeitgleich virtuell (oder auch physisch) stattfinden oder in freier Zeiteinteilung, mit dem Ziel Ergebnisse online festzuhalten und zeitversetzt zu diskutieren. Dieses Format kann auch genutzt werden, um Themen für Abschlussarbeiten kooperativ zu finden und zu bearbeiten und könnte z.B. mit einer begleitenden Kolloquiumstruktur ergänzt werden.

CityLabs können durch Pop-up-Citylabs begleitet und vorbereitet werden. Pop-up CityLabs sind physische oder virtuelle städtische Treffpunkte, die unterschiedlichste Akteure zusammenbringen, um gemeinsam Herausforderungen, Impulse und Forschungsfragen für die späteren CityLabs zu identifizieren bzw. entwickeln.

-> Kontakt CityLabs: unicteam@rub.de

 

Physische Austauschformate

Lab Exchange beschreibt die Möglichkeit für Studierende, ihr Studium durch forschungsorientierte kurzzeitige Auslandsaufenthalte im internationalen Kontext fachlich sinnvoll zu ergänzen, z.B.in Labor-, Forschungspraktika und Forschungsarbeiten in Archiven und Bibliotheken der Partneruniversitäten. Diese individuelle Mobilitätsform findet vor Ort an einer Partneruniversität statt und dauert in der Regel 1 bis 3 Monate. Im Rahmen von UNIC werden zusätzlich CityLabExchange-Optionen entstehen, die einen kurzzeitigen Auslandsaufenthalt in einer der beteiligten Städte zur Bearbeitung von CityLab-Herausforderungen vorsehen.

Alle Formen des LabExchange können als Auslandspraktikum oder über ein PROMOS-Stipendium gefördert werden. Informationen dazu:

http://www.international.rub.de/ausland/praktikum/erasmus.html.de

http://www.international.rub.de/ausland/finanzierung/promos/index.html.de

 

UNIC und virtuelle Mobilität

Die RUB ist Teil des internationalen Universitätskonsortiums UNIC – European University of Post-Industrial Cities. Es ist ein Verbund von acht Universitäten, der sich der Förderung von studentischer Mobilität und gesellschaftlicher Integration widmet.

Die gemeinsame virtuelle Lehre und blended mobility-Formate werden in UNIC ausgebaut. Dazu bietet die RUB Modelle und Beratung an, sowie finanzielle Unterstützung durch ein Universitätsprogramm.

-> Informationen zu UNIC: https://uni.ruhr-uni-bochum.de/de/unic 

-> Kontakt zum UNIC Team an der RUB: unicteam@rub.de

-> Beratung zu Formaten und Methoden virtueller Lehre im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik (ZfW): astrid.tan@rub.de