Migrantische Lebensgeschichten als Zeitzeugenquellen und ihre Vermittlung


Was zeichnet das Lehrmuster aus?

Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich zeitlich mit der Duisburger Migrationsgeschichte seit den 1950er Jahren und erfolgt in Kooperation mit dem Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie (ZfE) der Stadt Duisburg. Die Lehreinheit verfolgt zwei Zielsetzungen.
In inhaltlich-methodischer Hinsicht sollen max. zwölf Studierende bereits vorhandene Interviews mit Einwanderern vorwiegend aus dem südosteuropäischen Raum inkl. der Türkei nach wissenschaftlichen Kriterien auswerten und in neu zu generierenden Interviews u.a. deren Perspektive auf die gegenwärtige Zuwanderung insbesondere nach Duisburg-Marxloh aufzeigen. Die Ergebnisse wurden der städtischen Öffentlichkeit in einer Abendveranstaltung präsentiert. Außerdem verfassten die ProjektteilnehmerInnen einen gemeinsamen Aufsatz, der als Onlinepublikation mit einem Permalink zugänglich sein wird.



Fakten im Überblick:

In welcher Form existiert eine Präsenzphase?
Blockveranstaltung

In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt?
Während Vorlesungszeit

Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt?
Ja (1 Semester)

Welchen Umfang hat das Lehrmuster?
Creditpoints: 11
Teilnehmerzahl: 7

In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt?
Master

In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert?
Wahlmodul

Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere?
Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren, Sonstiges (Arbeit in Archiven)


Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?

Wissensziele:

  • Vertiefte Kenntnisse der Geschichte von Duisburg-Marxloh zwischen 1950-1974, die bisher noch kaum wissenschaftlich aufgearbeitet worden ist. Einen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt stellte die Zuwanderung von GastarbeiterInnen in diesen Stadtteil dar, die in einer engen Verbindung mit der August-Thyssen Hütte stand
  • Die sozio-ökonomische Entwicklung des Stadtteils im Untersuchungszeitraum
  • Geschichte und Strukturen der Stadtteilforschung in der Stadt Duisburg am Beispiel städtischer Institutionen (Stadtarchiv, ZfE)

Kompetenzziele:

  • themenrelevante Ansätze der Migrationsforschung
  • Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Interviews; relevante Methodik und Theorie der Oral History
  • eigenständige Arbeit in Archiven und Bibliotheken
  • Vorbereitung und Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung, d.h. Wissenstransfer in die Öffentlichkeit
  • Erstellung einer wissenschaftlichen (Online-) Publikation



Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?

Im Hinblick auf die inhaltliche Eingrenzung des Forschungsgegenstandes hat sich die Frage nach der Unterbringung und damit der räumlichen Verteilung der GastarbeiterInnen mit entsprechenden Fragestellungen (Zuständigkeiten, Verteilung im urbanen Raum, Teilhabe am gesellschaftlichen und betrieblichen Leben) als ein Kernthema herauskristallisiert. Damit eng verbunden war die Frage, inwieweit die Zuwanderung die demographische bzw. sozio-ökonomische Entwicklung von Marxloh prägte.





Weitere Lehrmuster:

Werkstoffkunde für Studierende in der Studieneingangsphase neu gedacht – Entwicklung einer forschenden werkstoffkundlichen Lehre unter Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklungsziele
International Law and Moot Court 2.0
Vom Schlachtfeldpanorama zur Virtual-Reality-Anwendung – Forschendes (historisches) Lernen im Museum
Praxis trifft Theorie. Ein Konzept zum forschenden Lernen: Schwingungsvorgänge in Maschinendynamik durch praxisrelevante Beispiele begreifen





Wie ist das Lehrmuster strukturiert?

Zunächst machten sich die TeilnehmerInnen mit der Geschichte Duisburg-Marxlohs vertraut und wandten sich dabei einem über den engeren Untersuchungszeitraum hinausgehenden Zeitfenster (insbesondere vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart) zu. In den Gesprächen wurden dann die zentralen Fragestellungen des Seminars präzisiert und die dafür als geeignet angesehenen Forschungsstrukturen geschaffen. Vor diesem Hintergrund wurden schließlich vier Arbeitsgruppen gebildet, die den Fortgang ihrer Arbeit und die jeweiligen Zwischenergebnisse in den Arbeitstreffen vorstellten. In der gemeinsamen Diskussion wurden die Ergebnisse analysiert und im Hinblick auf die stetig weiter präzisierten Fragestellungen vertieft diskutiert. Eine Projektgruppe hat sich der Aufarbeitung der Forschungsliteratur und der Aufarbeitung der Duisburger städtischen Statistik zugewandt und konnte beispielsweise sehr detailliert die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur aufzeigen. Eine weiteres „Team“ wertete die im Stadtarchiv archivierten Zeitungsmeldungen aus. Gerade die Frage nach der Fremd- und auch Selbstwahrnehmung der Zuwanderer sowie deren gesellschaftliche Teilhabe konnte damit vor allem fallbeispielartig beleuchtet werden. Eine dritte Arbeitsgruppe wertete die Betriebszeitung der August-Thyssen Hütte sowie weitere Quellenbestände im Firmenarchiv aus und konnte damit neue Erkenntnisse gewinnen sowie neue Fragen im Hinblick auf die Unterbringung der GastarbeiterInnen und deren langsam erkennbare Einbindung in betriebliche Strukturen (z.B. Betriebsrat) aufwerfen. Das vierte „Team“ führte mehrere Interviews mit ZeitzeugInnen durch und analysierte deren Aussagen im Hinblick auf die Fragestellung. Die erarbeiteten Kenntnisse und vor allem die offenen Fragen flossen in den Fragekatalog ein, so dass diese Arbeitsgruppe erst ab dem Ende des ersten Semesters die Interviews durchführte. Im zweiten Semester unterstützte auch die Professur für Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte (Prof. D. Ziegler) das Lehrprojekt, indem der Lehrstuhlinhaber an Sitzungen teilnahm und die Studierenden auch bei der Auswertung der Archivalien unterstützte. Die Ergebnisse wurden am 5. Juli 2017 in einer Abendveranstaltung am ZfE der interessierten universitären und städtischen Öffentlichkeit in Anwesenheit lokaler sowie überregionaler Medien präsentiert. Die Forschungsergebnisse des Lehrprojektes mündeten außerdem in einen gemeinsam verfassten Online-Aufsatz.



Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?

Die Leistungskontrolle erfolgte durch die Berichte der einzelnen Arbeitsgruppen, die in den 14tägig stattfindenen Projekttreffen präsentiert wurden.



Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?

Lehrplattform, Cloudspeicher



Hat Ihnen das Lehrmuster gefallen? Dann setzen Sie doch ein ähnliches Lehrmuster um! Gerne beraten wir Sie hierzu. Und für Forschendes Lernen gibt es sogar eine Transferförderung. Für einen Beratungswunsch schicken Sie bitte eine E-Mail an lehrmuster@rub.de.






Konzipierung

Kontaktperson:
Prof. Dr. Markus Koller
(markus.koller@rub.de), Fakultät für Geschichtswissenschaft, Historisches Institut

Weitere Beteiligte:
Leyla Özmal (Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie)


Weitere Informationen

Veröffentlichungsdatum:
25. Juli 2018, 18:47 Uhr

Schlagwörter:
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Fächergruppen:
Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften


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