E-PolSys: Digitales Politik-Lernen in der Einführungsvorlesung


Was zeichnet das Lehrmuster aus?

Die Idee ist, dass die Studierenden einer Einführungsveranstaltung das in der Vorlesung gewonnene Faktenwissen über die Funktionsweise des politischen Systems Deutschlands auf aktuelle politische Fragen anwenden. Zu diesem Zweck wurde ein Online-Begleitkurs entwickelt. Bei den Aufgaben steht das Ziel im Zentrum, aus der Perspektive politischer Akteure (z.B. Parteivorsitzende/r, Fraktionschef/in) politische Probleme und Abläufe zu bewältigen und Entscheidungen zu treffen, so wie es politische Akteure jeden Tag tun müssen. Sollte man in eine Regierungskoalition eintreten oder nicht? Wie verändert sich die Rolle des Bundespräsidenten unter den Bedingungen instabiler Regierungskoalitionen? Wie stehen die Chancen, ein verabschiedetes Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht zu beklagen? Durch die Bearbeitung von Fragen dieser Art sollen die Studierenden ein besseres Verständnis von der Komplexität des politischen Entscheidens gewinnen.



Fakten im Überblick:

In welcher Form existiert eine Präsenzphase?
Einzeltermine

In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt?
Während Vorlesungszeit

Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt?
Nein

Welchen Umfang hat das Lehrmuster?
Creditpoints: 5
Teilnehmerzahl: 200

In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt?
Bachelor (Grundlagenphase)

In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert?
Pflichtmodul

Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere?
Eine Verbesserung der Studieneingangsphase, Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren


Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?

Es ist üblich geworden, Lernziele kompetenzorientiert zu definieren. Macke et al (2012) unterscheiden sechs Lernzielklassen mit den dazugehörigen Tätigkeiten und Arbeitsaufträgen. Davon sind für die hier im Zentrum stehende Vorlesung die Lernzielklassen „Wissen“, „Verstehen“ und „Anwenden“ relevant. Während das Wissen im Sinne des Reproduzierens von Fakten und das Verstehen im Sinne der selbständigen Beschreibung von Sachverhalten und Zusammenhängen immer schon Bestandteile des Lernzielkatalogs der Vorlesung waren, soll mit der geplanten Lehrinnovation vor allem das „Anwenden“ im Zentrum stehen. Damit ist gemeint, dass allgemeine Regeln oder Fakten selbstständig auf konkrete Situationen angewendet werden sollen.

Neben den fachlichen Lernzielen stehen auch überfachliche Ziele im Vordergrund, hier vor allem die Kompetenzen zur sozialen Interaktion und Kommunikation (Braun et al. 2014). Die Studierenden erwerben Erfahrungen im Umgang mit dem Lösen komplexer Probleme sowie in der Organisation von Problemlösungsstrategien und –prozessen.
Die Lernziele sollen über einen 3-Schritt-Zyklus realisiert werden. Im Plenum der Vorlesung wird Fakten und Regelwissen vermittelt. Im begleitenden Online-Angebot wird das Wissen anschließend angewendet. Im dritten Schritt werden die von den Studierenden erarbeiteten Lösungen/Ergebnisse sowie der Problemlösungsprozess reflektiert. Der dritte Schritt wird erstens wiederum in der Vorlesung vollzogen. Zudem stehen vorlesungsbegleitende Tutorien zur Verfügung, in denen die Studierenden niedrigschwellig – d.h. im Gespräch mit Studierenden der höheren Semester – ihre Erfahrungen und Probleme bei der Aufgabenbewältigung diskutieren können.

Macke, G./Hanke, U./Viehmann, P. (2012): Hochschuldidaktik. Lehre, Vortragen, Prüfen, Beraten (2. erw. Auflage). Weinheim.



Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?

1. Übungsquiz: Dabei handelt es sich um eine niedrigschwellige Möglichkeit für Studierende, Inhalte der Vorlesung online zu wiederholen. Zu jeder Vorlesungssitzung werden 3-5 Fragen in verschiedenen Formen (Multiple Choice, Zuordungsfragen, offene Fragen) gestellt, wodurch die Studierenden ein besseres Verständnis der Vorlesungsinhalte erlangen und sich gleichzeitig mit den Prüfungsformen der Klausur vertraut machen können. Die Bewertung erfolgt sofort über den Moodle-Kurs, nur bei offenen Fragen bedarf es einer Bewertung bzw. eines Feedbacks durch die Tutoren bedurfte.

2. Anwendungsorientierte Bonusaufgabe zum Transfer: Hier erstellen die Studierenden in Moodle Blogeinträge oder andere Dokumente, in denen sie das Vorlesungswissen aus der Perspektive politischer Akteure anwenden. So sollten sie z.B. in der Rolle des 2017 amtierenden SPD-Parteichefs Martin Schulz nach der Bundestagswahl ein Strategiepapier erstellen, in dem das Für und Wider eines Regierungseintritts abgewogen wird.





Weitere Lehrmuster:

KIbox – Kickbox-unterstütze Lösung von Nachhaltigkeits-Challenges durch den Einsatz künstlicher Intelligenz
Konzept Kleingruppe
Pergament und Mikrofon: Ein Mediävistischer Podcast
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Wie ist das Lehrmuster strukturiert?

Die Vorlesung findet wöchentlich statt. Unmittelbar nach einer Vorlesungssitzung werden thematisch passende Übungsquizaufgaben sowie eine anwendungsorientierte oder analytische Bonusaufgabe im Moodle-Kurs freigeschaltet. Die Freischaltung erfolgt nur bis zur nächsten Vorlesungssitzung, damit die Aufgaben zeitnah bearbeitet werden und somit auch zur Wiederholung der Inhalte genutzt werden. Die Aufgabenbearbeitung erfolgt auf der Grundlage der Vorlesungsfolien (sowie evtl. der zugrunde gelegten Grundlagenliteratur). Die Themen der Bonusaufgaben werden jeweils in der folgenden Vorlesung besprochen, wobei exemplarisch Antworten der Studierenden (anonymisiert) präsentiert werden, was den interaktive Aspekt der Bonusaufgabe betont. Gleichzeitig werden dadurch zentrale Inhalte der vorherigen Vorlesung wiederholt. Zudem werden alle Aufgaben auch in den begleitenden Tutorien nachbesprochen.

Dieser Ablauf zieht sich durch die gesamte Vorlesungszeit. In jeder Woche werden Aufgaben angeboten, aber nicht in jeder Woche gibt es auch eine Bonusaufgabe. Die Teilnahme ist freiwillig. Versuche, das Format als Pflichtaufgabe einzuführen, scheiterten an organisatorischen und sozialen Problemen sowie am damit verbundenen Kontrollaufwand. Die Umstellung auf ein Anreizsystem (s. Prüfungsform) hat sich als deutlich erfolgreicher herausgestellt.



Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?

Die grundlegende Prüfungsform in der Vorlesung ist eine Abschlussklausur. Mit den Aufgaben aus dem E-Learning-Angebot können die Studierenden Bonuspunkte erwerben (Portfolio-Lösung: Punkte z.B. für Blogeinträge, Multiple-Choice-Tests, Erstellung von Wikis). Die Punkte werden bei der Abschlussklausur angerechnet. Die Teilnahme der Studierenden ist freiwillig und schwankt im Semesterverlauf zwischen 20 und 60 Prozent.



Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?

Wir nutzen das Spektrum der Lehrplattform Moodle, z.B. Blogs, Erstellung von Wikis, Übungsaufgaben mit automatisierter Rückmeldefunktion, Online-Abstimmungen etc.



Tipps für die Umsetzung:

"Der wichtigste Tipp lautet, mit einfachen Mitteln zu beginnen, kleinere Dinge auszuprobieren und das Angebot schrittweise auszubauen, denn die sozialen und organisatorischen Probleme bei der Umgestaltung einer Vorlesung mit 200 Studierenden dürfen nicht unterschätzt werden. Beim Start waren wir sehr ambitioniert. Die Studierenden sollten in Gruppen als Fraktionen ein virtuelles Parlament abbilden. Die Umsetzung dieses Konzepts scheiterte jedoch an der Komplexität der gestellten Aufgaben und den organisatorischen Problemen der digitalen Organisation von Gruppenarbeiten in einer Vorlesung. Der Beratungs- und Kontrollaufwand überstieg schnell unsere Betreuungskapazitäten. Mit einer einfacheren und auf Einzelarbeit beruhenden Version, die auch langfristig von uns angeboten werden kann, sind wir erfolgreicher. Von dieser Basis ausgehend bauen wir unser Angebot schrittweise aus und können auch ambitioniertere Ziele in Angriff nehmen."

Prof. Dr. Britta Rehder



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Konzipierung

Kontaktperson:
Prof. Dr. Britta Rehder
(britta.rehder@rub.de), Fakultät für Sozialwissenschaft


Weitere Informationen

Veröffentlichungsdatum:
23. November 2018, 10:23 Uhr

Schlagwörter:
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Fächergruppen:
Gesellschaftswissenschaften


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