Qualitative Methoden der Text- und Bildanalyse: Multiple methodische Zugänge in der Forschungspraxis


Was zeichnet das Lehrmuster aus?

In interdisziplinärer Perspektive sollen nicht nur genuin sozialwissenschaftliche Methoden der qualitativen Datenauswertung vermittelt, sondern auch neuere Entwicklungen in den Kulturwissenschaften einbezogen werden (z.B. die in den „Bildwissenschaften“ ausgearbeitete Bild-, Video- und Filmhermeneutik, nicht zuletzt im Hinblick auf die sich derzeit formierenden „Digital Humanities“). Das Vorhaben bietet im Rahmen einer zweisemestrigen Forschungswerkstatt frühzeitig Möglichkeiten, mit empirisch arbeitenden Doktorand_innen und etablierten Forscher_innen in laufenden Projekten zu kooperieren. Es stärkt neben der Methodenkompetenz auch analytische, organisatorische und soziale Fertigkeiten. Außerdem wird folgende Besonderheit geboten: Erfahrungen mit studentischen Projekten in leid-, gewalt- und unrechtbehafteten Feldern zeigen, dass Studierende in solchen Forschungskontexten umfassender betreut werden sollten.



Fakten im Überblick:

In welcher Form existiert eine Präsenzphase?
Einzeltermine, Sonstiges (zweiwöchentlich stattfindende Veranstaltung im Format einer Forschungswerkstatt)

In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt?
Während Vorlesungszeit, Während vorlesungsfreier Zeit

Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt?
Ja (2 Semester)

Welchen Umfang hat das Lehrmuster?
Creditpoints: 12
Teilnehmerzahl: 10

In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt?
Master

In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert?
Sonstiges (Wählbar als Forschungsmodul)

Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere?
Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren


Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?

Das Lehrforschungsprojekt erweitert und vertieft die Methodenausbildung in komplexen qualitativen Verfahren der Text- und Bildanalyse im Masterstudium (erstmalig erprobt in den Sozialwissenschaften, insb. bzgl. der Auswertung ikonischer Kommunikation). Es fördert interdisziplinäre Forschungsarbeit und bietet im Rahmen einer zweisemestrigen Forschungswerkstatt frühzeitig Möglichkeiten, mit empirisch arbeitenden Doktorand_innen und etablierten Forscher_innen in laufenden Projekten zu kooperieren. Es stärkt – das war ein wesentliches innovatives Element – zum einen die qualitative Methodenkompetenz im Feld komplexer interpretativer Datenanalysen, die explizite Regelkenntnisse ebenso umfasst wie mehr oder weniger implizites Wissen und Können, dass im Kontext reflektierter, forschungsbezogener Auswertungspraxis immer auch vermittelt durch Selbsterfahrungen angeeignet wird. Zum anderen werden analytische, organisatorische und soziale Fertigkeiten gefördert sowie Präsentationstechniken und Argumentationsfähigkeiten vornehmlich im Zusammenhang eines öffentlichen Abschlusssymposiums ausgebaut. Insgesamt zielt die Lehrveranstaltung auf die differenzierte Entfaltung forschungspraktischer Handlungskompetenz sowie auf die Förderung selbstverantwortlicher Arbeit im Team (etwa durch arbeitsteilige Strukturierung und Organisation, gemeinschaftliche Aufgabenverteilung, Verbindlichkeit und Verantwortlichkeit) und die Einübung projektplanerischer Fähigkeiten sowie weiterer allgemeiner Schlüsselkompetenzen (z.B. Ambiguitätstoleranz), die einer auch außeruniversitären Beschäftigungsfähigkeit zuträglich sind.



Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?

Zentraler inhaltlicher Bezugspunkt des Lehrforschungsprojekts ist die theoretisch-methodologisch reflektierte Aneignung komplexer qualitativen Verfahren der Text- und Bildanalyse. Dabei werden nicht nur genuin sozialwissenschaftliche Methoden der qualitativen Datenauswertung vermittelt (etwa Grounded-Theory-Methodologie, Tiefenhermeneutik, relationale Hermeneutik oder Konversationsanalyse), sondern auch neuere Entwicklungen in den Kulturwissenschaften einbezogen (z.B. die in den „Bildwissenschaften“ ausgearbeitete Bild-, Video- und Filmhermeneutik, nicht zuletzt im Hinblick auf die sich derzeit formierenden „Digital Humanities“). Speziell werden theoretische und methodologische Grundlagen sowie unmittelbar anwendbare Techniken der interpretativen Analyse unterschiedlicher Datensorten vermittelt (z.B. Transkripte narrativer Interviews, Gruppendiskussionen, Fotos, Videos und Filme sowie multimediale Daten).





Weitere Lehrmuster:

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Wie ist das Lehrmuster strukturiert?

Der Arbeitsmodus des Lehrforschungsprojekts entspricht dem einer Forschungswerkstatt, die Lehr-/Lernprozesse mittels selbstständigem Lernen, Gruppenarbeit sowie angeleiteter empirischer Forschung mit dem Austausch im regelmäßigen Kolloquium verbindet. Elaborierte Formen qualitativer Datenanalysen können u.E. wegen ihres hohen Komplexitätsgrades und der Tatsache, dass sie letztlich ausschließlich im Rahmen einer strukturierten Praxis autonomen ‚Selbstlernens‘ und reflektierter, forschungsbezogener Selbsterfahrungen angeeignet werden können, zu Recht als besonders schwer vermittelbar gelten. Das Format des Lehrforschungsprojekts trägt dem durch die Etablierung eines Lehr-Lern-Settings und einer kommunikativen Rahmung Rechnung, in denen hermeneutische Analysen sukzessive entwickelt, also auch tentative Deutungsvorschläge angstfrei artikuliert und zur Diskussion gestellt werden können. In offenen Forschungskontexten des skizzierten Typs kann es gelingen, Noviz_innen in die soziale Praxis der interpretativen Analyse einzuführen und zu sozialisieren.
Für die systematische, speziell den Analyseprozess fokussierende, Vermittlung von qualitativen Methoden beschreitet das hier dargestellte Lehrforschungsprojekt in den Sozialwissenschaften bislang noch wenig etablierte Wege. Eine tragende Säule in der forschungsnahen Vermittlung bildet in diesem Lehrforschungsprojekt die Vernetzung der teilnehmenden Masterstudierenden mit Promovierenden und Habilitierenden entlang ihrer laufenden empirischen Forschungsprojekte. Die Teilnehmenden wählen selbstbestimmt, in Abstimmung mit der Leitung sowie den Kooperationspartner_innen, den von ihnen bevorzugten methodischen Zugang im Rahmen des sie am meisten interessierenden Projektes sowie die entsprechenden Daten. In diesem Zuge formieren sich alle Teilnehmenden in Forschungsgruppen. Die Studierenden reflektieren und begründen ihre getroffene Wahl theoretisch und methodologisch sowie forschungspraktisch. Die Anbindung an laufende Dissertations- und Habilitationsprojekte, die den Masterstudierenden ermöglicht mit aktuellen empirischen Daten selbstformulierte Teilforschungsfragen zu bearbeiten, öffnet den Teilnehmenden einen weitreichenden Einblick und die Mitarbeit in kooperativen und authentischen Forschungskontexten und wirkt gleichzeitig der verbreiteten Isolierung von Forschungsprojekten während des Masterstudiums entgegen.



Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?

Zentraler Gegenstand der Leistungskontrolle im Rahmen des Lehrforschungsprojekts ist der Forschungsbericht als vollumfängliche Darstellung des jeweiligen Forschungsprojekts in all seinen Phasen. Im Forschungsbericht stellen die Studierenden den thematisch-theoretischen Zugang, die Entwicklung der Forschungsfrage, die verwendeten Daten, die Form ihrer Aufbereitung sowie ihrer Analyse dar, reflektieren und begründen ihre getroffene Wahl theoretisch und methodologisch sowie forschungspraktisch (z.B. Angemessenheit der Methoden im Hinblick auf Gegenstand und Fragestellung des Projekts; Explikation der Umsetzung der Gütekriterien qualitativer Forschung). Auch reflektieren sie die ethischen Implikationen und Entscheidungen kritisch, die der Generierung und Verwendung des Datenmaterials zugrunde liegen und explizieren die Spezifika, Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen verwendeten qualitativen Analyseverfahren.



Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?

Zu Beginn wurde die Lernplattform Blackboard eingesetzt, später Moodle. Auf der Lernplattform werden den Masterstudierenden insbesondere einführende sowie vertiefende Beiträge zu qualitativen Forschungsmethoden als auch thematische Quellen zu den Projekten der Promovierenden und Habilitierenden, an die sie andocken können, bereitgestellt. Im Zuge der Formierung von Arbeitsgruppen bekommen die Mitglieder der jeweiligen Gruppe geschützten Zugang zu (anonymisierten) Daten sowie bedarfsbezogen weiteren Quellen. Die gemeinsame Arbeit und der Austausch selbst erfolgen indes primär offline.



Tipps für die Umsetzung:

"Qualitatives Forschen im Peer-to-Peer-Format zwischen Masterstudierenden, gepaart mit der Kooperation über Qualifikationsniveaus hinweg, erfordert u.E. vornehmlich die Etablierung einer angemessenen Atmosphäre für vertrauensvolle Zusammenarbeit, um etwaig divergierende Machbarkeits-, Zeit- und Zielvorstellungen zu explizieren bzw. auszuhandeln sowie von unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen im Rahmen der Projekte zu profitieren. U.E. kommt Lehrenden in derlei Lehr-Lern-Settings neben der inhaltlich-methodischen Wissensvermittlung in besonderem Maße die Aufgabe zu, die Zusammenarbeit zu rahmen und flankierend zu begleiten, ohne sie jedoch in Gänze strukturieren zu wollen oder zu können, für Prozess- und Gruppendynamiken zu sensibilisieren und im Blick zu behalten, dass sich Kooperationen bisweilen auch über das Lehrforschungsprojekt hinaus verstetigen können und diesbezügliche Verantwortungsübernahmen bzw. -abgaben abzustimmen."

Prof. Dr. Jürgen Straub



Hat Ihnen das Lehrmuster gefallen? Dann setzen Sie doch ein ähnliches Lehrmuster um! Gerne beraten wir Sie hierzu. Und für Forschendes Lernen gibt es sogar eine Transferförderung. Für einen Beratungswunsch schicken Sie bitte eine E-Mail an lehrmuster@rub.de.






Konzipierung

Kontaktperson:
Prof. Dr. Jürgen Straub
(juergen.straub@rub.de), Fakultät für Sozialwissenschaft

Weitere Beteiligte:
Paul Sebastian Ruppel

Internetseite zum Lehrmuster


Weitere Informationen

Veröffentlichungsdatum:
25. Juli 2018, 18:32 Uhr

Schlagwörter:
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Fächergruppen:
Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Interdisziplinär


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