Sozialwissenschaftliche Erkundungen zu Islamfeindlichkeit und Rassismus
Was zeichnet das Lehrmuster aus?
Die Veranstaltung kombiniert forschendes Lernen mit Lernen durch Vermittlung.
Thematischer Schwerpunkt ist „Islamfeindlichkeit“ als ein Phänomen, das in Deutschland und weltweit aktuell viel diskutiert wird. Oft wird hierbei von „antimuslimischem Rassismus“ gesprochen und immer wieder ist zu hören, dass dieser – verstärkt durch islamistische Anschläge – rapide zunehme. In dem Lehrforschungsprojekt sollen sich Studierende dieser aktuellen Thematik unter der sozialwissenschaftlichen Frage annehmen, ob es sich bei Facetten der gegenwärtigen Islamfeindlichkeit in Deutschland um Phänomene des Rassismus handelt oder ob andere – vielleicht auch erst noch zu entwickelnde – Analysekategorien und Bezeichnungen aus wissenschaftlicher Sicht adäquat wären. Das Lehrmuster eröffnet somit Fragen zu einem aktuellen, gesellschaftlich wichtigen, aber auch brisantem Thema und zugleich in Theoriebildung und Empirie die Möglichkeit kreativer Auseinandersetzung mit Bewährtem und der Erprobung von Neuem.
Fakten im Überblick:
In welcher Form existiert eine Präsenzphase? |
---|
Blockveranstaltung, Einzeltermine, Sonstiges (Exkursion) |
In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt? |
---|
Während Vorlesungszeit, Während vorlesungsfreier Zeit |
Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt? |
---|
Ja (2 Semester) |
Welchen Umfang hat das Lehrmuster? |
---|
Creditpoints: 15 |
Teilnehmerzahl: 24 |
In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt? |
---|
Bachelor (Profilierungsphase) |
In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert? |
---|
Wahlmodul |
Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere? |
---|
Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren, Sonstiges (Forschendes Lernen wurde mit vermittelndem Lernen (und Lehren) kombiniert) |
Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?
Die Studierenden erwarben inhaltliches Wissen zu den Themenkomplexen „Rassismus“ und „Islamfeindlichkeit“ und lernten, diese und andere Konzepte analytisch wie auch kritisch zu durchdringen. Sie eigneten sich Erhebungs- und Auswertungsmethoden der qualitativen Sozialforschung an, insbesondere forschungsbezogene Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Umsetzung einer methodisch fundierten Datenerhebung und zur systematischen Datenauswertung. Erworben und vertieft wurden diese Kompetenzen vor allem durch das Umsetzen eines eigenen Forschungsprojekts (forschendes Lernen). Zur wissenschaftlichen Darstellung der Forschungsergebnisse lernten die Studierenden, wie man einen Forschungsbericht erstellt, mit dem sie schließlich auch die für alle Projektgruppen verbindliche schriftliche Leistung erbrachten. Weitergehende berufsorientierte Kompetenzen wurden durch die anschließenden Vermittlungsprojekte erworben, in denen die Studierenden ihre Forschungsergebnisse insbesondere einem nicht akademischen Publikum präsentierten (Lernen durch Vermittlung). Hier lernten die Studierenden in ihren selbstgewählten Vermittlungsprojekten z.B. einen Zeitungsartikel abzufassen, einen Podcast zu erstellen, einen Vortrag für einen interkulturellen Begegnungsabend zu halten und eine Podiumsdiskussion zu organisieren. Darüber hinaus gab es insbesondere durch die optionale Teilnahme an einem professionellen Training („Anti-Rassismus-Training“) die Möglichkeit, auf einer persönlichen und selbstreflexiven Ebene eigene Sozialisationserfahrungen und Annahmen im thematischen Kontext zu reflektieren. Durch die Zusammenarbeit in projektorientierten Forschungsgruppen wurden nicht zuletzt soziale Kompetenzen und Kompetenzen der Selbstorganisation trainiert.
Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?
- Theorien und theoretische Fragen zu den Themenfeldern Rassismus und Islamfeindlichkeit (bzw. antimuslimischer Rassismus), z.B. sozialwissenschaftliche/-psychologische Rassismustheorien.
→ Leitende Fragestellung: Welche Definitionen und Erklärungsansätze stehen der Sozialwissenschaft bereits zur Verfügung und wie tragfähig sind sie für die Erklärung der empirischen Befunde? - Empirische Erhebungs- und Auswertungsmethoden aus dem Bereich qualitativer Sozialforschung, z.B. Experteninterview, Grounded Theory, Inhaltsanalyse.
- Entwicklung von Forschungsfragen, z.B.:
– Wie zeigt sich Islamfeindlichkeit empirisch (Erscheinungsformen)?
– Welches Islambild ist bei Befragten oder in Materialien zu erkennen?
– Welche Erfahrungen mit Islamfeindlichkeit beschreiben die Befragten? Wie sehen sie den Zusammenhang zwischen Islamfeindlichkeit, Rassismus, Diskriminierungserfahrungen? - Durchführung eigener Forschungsprojekte.
- Entwicklung und Durchführung eigener „Vermittlungsprojekte“.
Weitere Lehrmuster:
Wie ist das Lehrmuster strukturiert?
- Curricular vorgesehener Arbeitsumfang: 420 Arbeitsstunden.
- Erste Blocktage: Theorien und theoretische Fragestellungen zu Rassismus/Islamfeindlichkeit.
- Zwischen den Blocktagen: Lektüre, vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen, Beantwortung von Leitfragen.
- Zusätzlich in dieser Phase: Möglichkeit, an einem professionellen Training („Anti-Rassismus-Training“) teilzunehmen (freiwillige Teilnahme).
- Entwicklung erster vorläufiger Forschungsfragen, anschließend Zusammenfinden nach Forschungsinteresse in Forschungsgruppen von 2-3 Personen (Zusammenarbeit bis Veranstaltungsende).
- Nächste Blocktage: Erhebungs- und Auswertungsmethoden im Bereich qualitativer Sozialforschung.
- Parallel dazu: Erstellung eines ersten vorläufigen Kurzexposés zum Forschungsvorhaben.
- Vorlesungsfreie Zeit: Erstellung eines überarbeiteten vollständigen Exposés (u.a. Erläuterung der Forschungsfrage, geplante Erhebungs- und Auswertungsmethode, Ideen zum Feldzugang) pro Forschungsgruppe, auf dieser Basis erste Datenerhebung. Es konnte jederzeit Beratung durch die Seminarleitung in Anspruch genommen werden.
- Zusätzlich zu den Blocktagen: Exkursion, die auch zu erster Datenerhebung durch die Studierenden genutzt wurde (z.B. Interviews mit einem Vertreter einer muslimischen Gemeinde, mit einem Journalisten einer lokalen Zeitung, einer Wissenschaftlerin, mit Anwohnern).
- Die Blocktage bestanden zu Veranstaltungsbeginn aus Vorträgen, Gruppenarbeit, Diskussionsmöglichkeiten. Mit Voranschreiten der Forschungsprojekte standen immer mehr die Forschungsprojekte der Studierenden und damit verbundene Fragen / Herausforderungen im Mittelpunkt.
- Gegen Veranstaltungsende standen im Vordergrund: Wissenschaftliche Darstellung der Ergebnisse in Form eines Forschungsberichts, Präsentation der Ergebnisse bei einer Abschlusspräsentation und die abschließenden „Vermittlungsprojekte“ zu den Forschungsergebnissen (z.B. durch Podcast, Zeitungsartikel, Vortrag bei einer indonesischen Gemeinschaft, Podiumsdiskussion mit Expertinnen, mehrmonatiges Tanzprojekt mit jungen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe, eine studentische Forschungsgruppe teilte ihre ersten Forschungserfahrungen mit SchülerInnen im geisteswissenschaftlichen Schülerlabor).
- Während des Lehrforschungsprojekts wurde das Konzepts des forschenden Lernens umgesetzt, was durch das Element des vermittelnden Lernens ergänzt wurde.
- Berücksichtigung der studentischen Evaluation und Rückmeldungen nach dem ersten Semester.
Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?
Wissenschaftliche Darstellung der Ergebnisse in Form eines Forschungsberichts pro Forschungsgruppe, die Präsentation der Ergebnisse bei einer Abschlusspräsentation an der Fakultät.
Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?
Materialien wurden über eine e-Learning-Plattform bereitgestellt. Die Nutzung der interaktiven Funktionen dieser Plattform (z.B. Wiki) wurde angeboten und angeregt.
- Statt regelmäßigen Blockterminen und Einzelterminen nach Bedarf empfehlen wir (zumindest zu Beginn der Veranstaltung) eher wöchentliche Seminarsitzungen.
- Ggf. Eingrenzung von möglichen Erhebungs- und Auswertungsmethoden.
- Die Studierenden bewerteten die mehrtägige Exkursion als sehr positiv und die Möglichkeit, freiwillig an einem professionellen Training teilzunehmen ("Anti-Rassismus-Training") als wichtige und besondere Erfahrung in ihrem Studium.
- Für nachahmenswert halten wir auch die "Vermittlungsprojekte", deren breites Spektrum verdeutlicht, wie individuelle und kreative Potentiale in der wissenschaftlichen Lehre - auch außerhalb der Universität - geweckt werden können, die gemeinhin ungenutzt bleiben (aber u.a. den Erwerb zusätzlicher berufsbezogener Kompetenzen ermöglichen)."
Konzipierung
Kontaktperson:
Anna-Lisa Holz
(anna-lisa.holz@rub.de), Fakultät für Sozialwissenschaft
Weitere Beteiligte:
Dr. Pradeep Chakkarath
Internetseite zum Lehrmuster
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum:
24. Januar 2019, 11:59 Uhr
Schlagwörter:
Forschendes Lernen, Qualitative Methoden
Fächergruppen:
Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften