Meisterklasse: Qualitative Methoden der Sozialforschung und Kulturanalyse
Was zeichnet das Lehrmuster aus?
Die Meisterklasse ist ein zentraler Bestandteil von „MA-DOC: Im Peer-to-Peer-Modus zum Master und zur Promotion“. Das Bochumer MA-DOC-Modell zielt auf die Einbindung von Masterstudierenden in laufende empirische Promotionsprojekte durch kooperatives Lernen und qualitatives Forschen im Peer-to-Peer-Modus ab. Unterstützt durch diverse Modi der Vermittlung, Vernetzung und Strukturierung docken Masterstudierende an Promotionsprojekte an. Sie entwickeln eigenständige Teilprojekte, die sie im Tandem mit den Promovierenden bearbeiten. So bekommen sie Zugang zu realen und von Kooperationsinteresse geprägten Forschungssettings. Intendiert ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, in der Synergieeffekte für erfolgreiche Qualifikationsarbeiten genutzt werden.
Für weitere zentrale Bestandteile bzw. Umsetzungsmöglichkeiten des MA-DOC-Modells sei auf das Lehrmuster „Qualitative Methoden der Text- und Bildanalyse: Multiple methodische Zugänge in der Forschungspraxis“ verwiesen.
Fakten im Überblick:
In welcher Form existiert eine Präsenzphase? |
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Blockveranstaltung |
In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt? |
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Während Vorlesungszeit, Während vorlesungsfreier Zeit |
Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt? |
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Nein |
Welchen Umfang hat das Lehrmuster? |
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Teilnehmerzahl: 15 |
In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt? |
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Master, Sonstiges (Teilnahme auch von Promovierenden) |
In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert? |
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Sonstiges (Flankierendes Angebot ausgewählter Forschungsmodule) |
Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere? |
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Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren |
Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?
Die Meisterklasse: Qualitative Methoden der Sozialforschung und Kulturanalyse ist ein innovatives Veranstaltungsformat mit dem Ziel, methodische Expertisen im Bereich der qualitativen Sozialforschung und Kulturanalyse zu vermitteln. Zu diesem Zweck arbeiten ausgewiesene Expert_innen mit ausgewählten Masterstudierenden und Promovierenden theoriegeleitet und methodisch versiert an empirischem Material aus den laufenden Projekten. Zugleich zielt die Meisterklasse auf eine stärkere Verzahnung zwischen Master- und Promotionsphase, so dass Promovierende ihre Forschungserfahrungen an Masterstudierende weitergeben können und alle Beteiligten durch den interdisziplinären und multiperspektivischen Austausch Anregungen für ihre Forschungsprojekte erhalten.
Die Meisterklasse findet einmal jährlich am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) statt, dem Institute for Advanced Study in the Humanities der Ruhr-Universitäten (Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen).
Mit der Meisterklasse soll ein kleiner Beitrag geleistet werden, durch die Initiierung und Verstetigung einer Zusammenarbeit Übergänge zwischen dem Masterstudium und der Promotion zu fördern, von der alle Beteiligten profitieren. Der Fokus liegt dabei auf der gemeinsamen Datenanalyse, dem Ringen um intersubjektiv nachvollziehbare, überzeugende, disziplinär kompatible und zugleich um interdisziplinäre Perspektiven erweiterte Interpretationen. Die Analyse orientiert sich an Fragestellungen, die idealiter für die Forschungsprojekte der Masterstudierenden und der Promovierenden gleichermaßen anschlussfähig sind.
Die Meisterklasse zielt dezidiert auf Forschungshandeln und forschendes Lernen im engeren Sinne (vgl. hierzu Straub, Ruppel, Plontke & Frey, 2020). Zentrales Anliegen ist es, durch die gemeinsame Arbeit mit den Gastexpert_innen in die Praxis qualitativen Forschens und Interpretierens einzusozialisieren und einen Lerneffekt gerade durch große Differenzen z.B. hinsichtlich Qualifikation, Status, Reputation etc. zu erzielen – während die Statusunterschiede zwischen den Peers im Gegensatz dazu graduell nivelliert werden sollen.
Straub, J., Ruppel, P. S., Plontke, S. & Frey, B. (2020). Forschendes Lernen als Lern- und Lehrformat. Prinzipien und Potentiale zwischen Wunsch und Wirklichkeit. In J. Straub, S. Plontke, P. S. Ruppel, B. Frey, F. Mehrabi & J. Ricken (Hrsg.), Forschendes Lernen an Universitäten. Prinzipien, Methoden, Best-Practices an der Ruhr-Universität Bochum (S. 3-59). Wiesbaden: Springer VS.
Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?
Forschungswerkstattförmig und thematisch offen, widmet sich die Meisterklasse dem Aufbau generalistischer und verfahrensspezifischer Methodenkompetenzen.
Als weiterführende Literatur, auf welcher die vorliegende Vorstellung u.a. aufbaut, siehe in aller Kürze zum MA-DOC-Modell Ruppel und Straub (2020); zum forschungswerkstattförmigen Arbeiten und zur Digitalisierung von Vermittlungsprozessen qualitativen Forschens Ruppel (2020/im Druck).
Ruppel, P. S. & Straub, J. (2020). MA-DOC – Im Peer-to-Peer-Modus zum Master und zur Promotion. In J. Straub, S. Plontke, P. S. Ruppel, B. Frey, F. Mehrabi & J. Ricken (Hrsg.), Forschendes Lernen an Universitäten. Prinzipien, Methoden, Best-Practices an der Ruhr-Universität Bochum (S. 177-185). Wiesbaden: Springer VS.
Ruppel, P. S. (2020/im Druck). Die Forschungswerkstatt als kooperatives Lehr-Lern-Arrangement: Potenziale und Herausforderungen einer hybriden Form der On- und Offline-Zusammenarbeit. ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, 21(2).
Weitere Lehrmuster:
Wie ist das Lehrmuster strukturiert?
Die Meisterklasse gliedert sich in drei Phasen:
1. Einem eröffnenden Impulsvortrag zu einem übergeordneten Thema (aktuelle Entwicklungen qualitativer Sozialforschung; Standortbestimmungen und kritische Reflexionen zentraler Prinzipien; methodologisch-methodische Spezifikationen einzelner Ansätze) durch Gastexpert_innen folgen
2. gemeinsame Datenanalysesitzungen. Ein Einblick in die jeweiligen Projekte erfolgt vorab durch Einzellektüre der Projektbeschreibungen, Sichtung zur Verfügung gestellter Daten/Dokumente sowie Lektüre einschlägiger Literatur. Zudem werden vorbereitend theoretische, methodologische sowie empirische Beiträge gelesen, die als allgemeine Orientierung für die gemeinsame Datenanalyse fungieren. Letztere wird von den Gastexpert_innen geleitet und zielt auf die möglichst gleichberechtigte Mitarbeit durch alle Teilnehmenden. Die Arbeit am Material fokussiert dabei sowohl Master- als auch Promotionsvorhaben, die von der Leitung und den Gastexpert_innen ausgewählt werden. In der für die Meisterklasse namensgebenden Konstellation starker Wissensasymmetrie lassen sich die Personengebundenheit von Interpretationen und Methoden erahnen und elaborierte Forschungsstile als vollzogene Praxis mit allen Sinnen erfahren. Zudem können Wissenschaftler_innen mit außergewöhnlicher Expertise als nachahmenswerte Vorbilder wirken.
3. Die Reflexion der gemeinsamen Arbeit und ein Ausblick auf künftige Projektverläufe und Peer-to-Peer-Kooperationen bilden den Abschluss. Die Reflexion erlaubt die (zumindest partielle) Explikation ansonsten mitunter latent bleibender Prozesse des (gemeinsamen) Interpretierens wie die Thematisierung psychosozialer und gruppendynamischer Phänomene (für eine theoretische Systematisierung interpretativer Praxis vgl. Straub, 1999). Nach Möglichkeit wird die Meisterklasse durch eine öffentliche Paneldiskussion als zusätzliches Veranstaltungselement abgerundet. Im Panel, das sich aus den jeweiligen Gastexpert_innen sowie weiteren geladenen Gästen mit einem Schwerpunkt in der Lehre von und Forschung mittels qualitativer Methoden zusammensetzt, und im Austausch mit den Teilnehmenden der Meisterklasse sowie der (akademischen) Öffentlichkeit, werden aktuelle Trends und Fragen qualitativer Sozialforschung diskutiert.
Straub, J. (1999). Handlung, Interpretation, Kritik. Grundzüge einer textwissenschaftlichen Handlungs- und Kulturpsychologie. Berlin: de Gruyter.
Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?
Von einer Leistungskontrolle eigens für die Meisterklasse wird abgesehen.
Für die Masterstudierenden erfolgt diese im Rahmen der Lehrforschungsprojekte bzw. Forschungsmodule. Für diese Studierenden versteht sich die Meisterklasse als flankierendes Angebot.
Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?
Die didaktische Rahmung des Formats setzt idealiter auf Face-to-Face-Kommunikation und die gemeinsame Arbeit sowie der Austausch selbst erfolgen nach Möglichkeit primär offline. 2020 wurde die Meisterklasse erfolgreich und in Gänze digital gestaltet. Die Grenzen der Digitalisierung von Vermittlungsprozessen qualitativen Forschens müssen als sich kontinuierlich und bisweilen abrupt verschiebend aufgefasst werden und erfordern entsprechende didaktische Nach- und Neujustierungen.
Für die gemeinsame Datenanalyse ist die Etablierung einer von Vertrauen geprägten Atmosphäre in vielerlei Hinsicht bedeutsam: etwa mit Blick auf den Umgang mit sensiblen Forschungsdaten oder auch das Vertrauen in die (bisweilen sehr unterschiedlich gelagerten) Kompetenzen aller Beteiligten in ihrem Beitrag für die multiperspektivischen Betrachtungen."
Konzipierung
Kontaktperson:
Prof. Dr. Jürgen Straub
(juergen.straub@rub.de), Fakultät für Sozialwissenschaft
Weitere Beteiligte:
Paul Sebastian Ruppel
paul-sebastian.ruppel@rub.de
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum:
11. März 2021, 08:46 Uhr
Schlagwörter:
Forschendes Lernen, Forschungswerkstatt, Peer-to-Peer, Qualitative Methoden
Fächergruppen:
Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Interdisziplinär