Katalogisierung und Edition von Handschriften in arabischer Schrift


Was zeichnet das Lehrmuster aus?

Handschriftenkunde und Editionstechnik gehören zu den Kernkompetenzen der Philologien der orientalischen Sprachen. Auf dem Gebiet der Islamwissenschaft und Orientalistik gehen neue Forschungsergebnisse größtenteils auf die Erschließung neuer Quellen durch Katalogisierung und Edition bisher unzugänglicher Handschriften zurück. Dennoch werden Kurse zur Handschriftenkunde sowie zur Katalogisierung und Textedition arabischer, persischer und osmanischer Handschriften nur an wenigen Universitäten im deutschsprachigen Raum angeboten. In zwei unterschiedlichen Lehrformaten haben die Studierenden die Möglichkeit, sich mit der Katalogisierung und Edition von Handschriften in arabischer Schrift auseinander zu setzen:

1. Master‐Studierende mit Erfahrungen in Handschriftenkunde und/oder im Lesen von Handschriften in arabischer Schrift (Arabisch, Osmanisch, Persisch) untersuchen in Kleingruppen Digitalisate der Handschriften in arabischer Schrift der Universitätsbibliothek Senckenberg, Frankfurt am Main, und nehmen eine Kurzkatalogisierung vor.

2. Die Summer School vermittelt fortgeschrittenen BA‐ sowie MA‐Studierenden zur Einführung in das forschende Lernen grundlegende philologische Kompetenzen in Bezug auf arabische Handschriften.



Fakten im Überblick:

In welcher Form existiert eine Präsenzphase?
Blockveranstaltung, Einzeltermine, Sonstiges (Summer School)

In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt?
Während Vorlesungszeit

Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt?
Ja (2 Semester)

Welchen Umfang hat das Lehrmuster?
Creditpoints: 8
Teilnehmerzahl: 26

In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt?
Bachelor (Profilierungsphase), Master

Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere?
Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Internationaler Austausch


Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?

1. Neben den rein wissensbasierten Zielen, wie Erlernen der Methoden bei der Katalogisierung orientalischer Handschriften, liegt der Schwerpunkt des Master-Seminars auf eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit, der Erforschung noch unbekannter Handschriften mithilfe der Anwendung zuvor gewonnener theoretischer Kenntnisse. Außerdem steht am Ende die Publikation der Ergebnisse in Form eines Kataloges.
Darüber hinaus werden die Studierenden in ihrem Wissen und Können bestärkt, stellen ihre Teamfähigkeit im gegenseitigen Lernen in der peer group unter Beweis und gewinnen Ideen für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit Handschriften.
Die Lehrveranstaltung bietet den Studierenden die einmalige Chance, bereits während ihres Masterstudiengangs eine wissenschaftliche Fragestellung anhand echter Handschriften nach wissenschaftlichen Kriterien (die des VOHD; Verzeichnis orientalischer Handschriften in Deutschland) zu bearbeiten. Sie üben durch forschendes Lernen die zuvor theoretisch erworbenen Kenntnisse in der Praxis mit echten Konsequenzen, denn ihre Funde werden online veröffentlicht (nach Absprache mit Prof. Dr. Seidensticker (Jena): mit Link zur/ Eintrag in die Datenbank des KOHD) und kommen so der allgemeinen Forschung zugute.
Durch forschendes Lernen soll die Methodik der Handschriftenkatalogisierung von der Theorie in die Praxis umgesetzt werden:
a) Kennenlernen der Praxis wissenschaftlichen Arbeitens
b) Qualifizierung der Studierenden durch erste Online-Veröffentlichung
c) Zugang zu den Frankfurter Handschriften als Grundlage für weitere wissenschaftliche Arbeit
d) Nachhaltige wissenschaftliche Beschäftigung mit Handschriften durch professionelles Editionsprogramm CTE

2. Durch die Teilnahme an der Summer School werden die Studierenden befähigt, arabische Handschriften in dreierlei Hinsicht wissenschaftlich zu bearbeiten:
a) Identifizierung einer Handschrift (Autor, Titel, Kopist, Alter der Handschrift) und Überlieferungsgeschichte,
b) Katalogisierungstechniken und –tiefen,
c) Editionstechniken mithilfe des Classical Text Editors.
Die Wissensinhalte und Fachtermini werden auf Englisch, Deutsch und Arabisch vermittelt, so dass die Teilnehmenden dazu befähigt werden, ihre Kenntnisse in Bezug auf Handschriftenkunde in allen drei Sprachen anzuwenden.



Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?

1. Die Beschreibung der Handschriften beinhaltet sowohl physische Aspekte, wie Handschriftengröße, Material, Zustand und Schriftspiegel, aber auch inhaltliche, wie Autor, Titel, Kopist. Bezüglich der letztgenannten Punkte werden die Digitalisate und als Hilfsmittel entsprechende Nachschlagewerke benutzt. Bei der Inspektion der physischen Handschriften werden ebenfalls Wasserzeichen abgepaust. Form und Inhalt der Katalogisierung orientieren sich am VOHD (Verzeichnis orientalischer Handschriften in Deutschland).
Die Leistungskontrolle findet in der peer group sowie laufend durch die Lehrende statt. Die Zusammenführung aller Ergebnisse in Form eines Kurzkatalogs erfolgt durch die Lehrende. Abschließend werden Hausarbeiten über die Katalogisierung und einzelne Handschriften und Handschriftengruppen geschrieben.

2. Innerhalb von drei Tagen lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die wesentlichen Elemente einer arabischen Handschrift kennen. Sie erfahren wie ein Manuskript aufgebaut ist, wo man wichtige Informationen zur Datierung und Überlieferungsgeschichte sowie zur Provenienz auffindet. Es werden die physischen Merkmale einer Handschrift erläutert, zentrale Aspekte zur Katalogisierung von Manuskripten vorgestellt, und schließlich wird in die kritische Textedition eingeführt. Darüber hinaus lernen die Studierenden das Editionsprogramm Classical Text Editor (CTE) und den Umgang mit diesem kennen.
Die Leistungskontrolle findet durch Gruppenarbeit und Ergebnisvorstellung statt. Abschließend schreiben die Studierende eine Seminararbeit.





Weitere Lehrmuster:

Unsicherheitserfahrung und Bewältigungsstrategien im unternehmerischen Kontext – simulationsbasierte Lernansätze
Intensive Track – Forschen studieren in der Sportwissenschaft
Schreibmentor*in im internationalen Kontext
Theories and Histories of Migration





Wie ist das Lehrmuster strukturiert?

1. Zu Beginn des Masterseminares arbeiten die Studierenden in Kleingruppen an bereits digitalisierten Handschriften. Dies findet in den Räumlichkeiten der Seminarbibliothek statt, da dort Nachschlagewerke u.a. zur biographischen und paläographischen Bestimmung zur Verfügung stehen.
Nach ca. zwei Dritteln der Lehrveranstaltung findet der Besuch der Universitätsbibliothek Senckenberg der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt. Hier haben die Studierenden die Möglichkeit, ihr Wissen an drei ausgesuchten arabischen Handschriften anzuwenden, bevor sie im letzten Drittel des Seminars die Edition arabischer Handschriften erlernen.

2. Innerhalb von drei Tagen lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Rahmen einer Summer School die wesentlichen Elemente einer arabischen Handschrift kennen. Sie erfahren am ersten und zweiten Tag, wie ein Manuskript aufgebaut ist, wo man wichtige Informationen zur Datierung und Überlieferungsgeschichte sowie zur Provenienz auffindet. Es werden die physischen Merkmale einer Handschrift erläutert, zentrale Aspekte zur Katalogisierung von Manuskripten vorgestellt, und schließlich wird in die kritische Textedition eingeführt. Einige der Lerneinheiten werden von professionellen Kodikologen des arabischen Handschrifteninstituts Kairo (Arabische Liga) durchgeführt. Da deren Vorträge auf Hocharabisch gehalten werden, werden zuvor die gebräuchlichen arabischen Fachtermini eingeführt, die zum Verständnis notwendig sind. Am Nachmittag des zweiten Tages sowie am dritten Tag wird das Editionsprogramm Classical Text Editor (CTE) vorgestellt. Am dritten Tag gibt es zudem die Möglichkeit, Probleme bei eigenen Editionen, die im CTE erstellt werden, zu besprechen. Dieser letzte halbe Tag ist für Interessenten aus anderen Fächern der Fakultät für Philologie geöffnet.



Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?

Die Leistungskontrolle erfolgt sowohl im Master-Seminar als auch in der Summer School über das Verfassen einer Seminararbeit.



Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?

Materialien werden über eine e-Learning-Plattform bereitgestellt. Zudem wird das Editionsprogramm Classical Text Editor (CTE) genutzt.



Tipps für die Umsetzung:

"Nachahmenswert für andere Philologien ist die Lehre wichtiger philologischer Kenntnisse in Bezug auf Handschriften, internationale Ausrichtung von und Kooperation bei der Lehre, sowie das Gewähren von Vertrauen und Zutrauen, dass die Studierenden an den an sie gestellten Forschungsfragen und –aufgaben wachsen. Vor allem die Arbeit in Klein‐ und Kleinstgruppen sicherte ein gutes Ergebnis der in Eigenverantwortung erarbeiteten Kurzbeschreibungen der Handschriften."

Dr. Yasemin Gökpinar



Hat Ihnen das Lehrmuster gefallen? Dann setzen Sie doch ein ähnliches Lehrmuster um! Gerne beraten wir Sie hierzu. Und für Forschendes Lernen gibt es sogar eine Transferförderung. Für einen Beratungswunsch schicken Sie bitte eine E-Mail an lehrmuster@rub.de.






Konzipierung

Kontaktperson:
Dr. Yasemin Gökpinar
(Yasemin.Goekpinar@rub.de), Fakultät für Philologie / Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft

Weitere Beteiligte:
Prof. Dr. Cornelia Schöck, Fakultät für Philologie / Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft


Weitere Informationen

Veröffentlichungsdatum:
29. November 2019, 09:39 Uhr

Schlagwörter:
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Fächergruppen:
Geisteswissenschaften


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