Religiöse und interkulturelle Vielfalt im Klassenzimmer entdecken
Was zeichnet das Lehrmuster aus?
Schule als verdichteter Sozialraum ist ein Ort kultureller und religiöser Vielfalt, welcher es im Schulleben alltäglich zu begegnen gilt. Aus dieser Pluralität des Klassenzimmers können unzählige Chancen und Potentiale erwachsen, sofern diese produktiv und gleichberechtigt für das schulische Kollektiv fruchtbar gemacht werden können. Gleichermaßen stellt die heterogene Schülerschaft Bildungseinrichtungen und das pädagogische Personal, mit seinen mehrheitlich „weiß“ geprägten Lehrkräften vor multidimensionale Herausforderungen. Verschiedentliche Schulprogramme und pädagogische Leitlinien an Schulen versuchen, Vielfalt im Klassenzimmer zu fördern und gegen Rassismus anzugehen. In der Hektik und Dynamik des Schullebens passiert es jedoch ebenso, dass auf die Pluralität nicht ausreichend eingegangen werden kann. So resultiert aus fehlenden personellen wie zeitlichen Kapazitäten ein eklatanter Ressourcenmangel, so dass marginalisierende Beleidigungs-formeln und diskriminierende Anfeindungen in ihrer Alltäglichkeit schlicht nicht wahrgenommen oder durch kultursensible Aufklärung entgegengewirkt werden kann. Gerade auf dem Schulhof kann die Invisibilität von Vielfalt zur Herausforderung werden und sich in Rassismus verkehren. Genau dieser Herausforderung der Praxis sollen sich die Studierenden stellen.
Drei Schulen, die diese Herausforderungen produktiv bearbeiten wollen, arbeiteten mit der Professur für Interkulturelle Theologie und Körperlichkeit zusammen, um Projekte auszuloten, die diese Herausforderung angehen und Vielfalt zum Thema machen wollten. Aus der Auseinandersetzung mit der Pluralität des schulischen Umfeldes soll ein aufgeklärteres und toleranteres Miteinander angebahnt und gefördert werden. Die besondere Herausforderung (Challenge) liegt zum einen im explorativen Charakter des Seminars: mit der Erforschung der Vielfalt der Schule und der Erkundung von Möglichkeiten, sie sichtbar zu machen, betritt das Seminar Neuland. Zum anderen besteht die Herausforderung in dem Dreischritt von Wahrnehmung, theoretischer Reflexion und Umsetzung in die Praxis. Die Studierenden werden begleitet, eine eigene Challenge zu identifizieren und angemessen zu bearbeiten. Die Studierenden müssen den Transfer von Theorie zu Praxis und zurück leisten.
Fakten im Überblick:
In welcher Form existiert eine Präsenzphase? |
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Einzeltermine |
In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt? |
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Während Vorlesungszeit |
Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt? |
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Nein |
Welchen Umfang hat das Lehrmuster? |
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Teilnehmerzahl: 21 |
In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt? |
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Bachelor (Grundlagenphase), Bachelor (Profilierungsphase), Master |
In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert? |
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Pflichtmodul, Wahlmodul |
Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere? |
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Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren |
Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?
Übergeordnete Zielsetzung/Kompetenzförderung:
- Entwicklung und Ausbau interkultureller und interreligiöser Kompetenzen
- Sensibilisierung für Pluralität im Schulkontext
- Verknüpfung theoretischen Wissens mit praktischem Erfahrungsfeld
- Steigerung von Handlungs- und Sprachfähigkeit
- Aufbau und Förderung herausforderungsorientierten Denkens und Arbeitens
Konkretisierte Zielsetzung/Kompetenzförderung:
Theoretischer Seminarteil:
- theoretische Einführung in themenbezogene wissenschaftliche Diskurse
- Erarbeitung von Texten/Theorien zu:
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- Interkulturelles und interreligiöses Lernen
- Klassenraum als verdichtete Kontaktzone
Praktischer Seminarteil:
Feldforschung (praktische Beobachtung/Erfahrung):
- Erkundung der Vielfalt des Klassenzimmers durch direkte Begegnung
- konkrete Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem „Lernort Schule“
Projektentwicklung (Erkenntnis/Anwendung/Reflexion):
- Entwicklung eines konkreten Projekts im Hinblick auf Beobachtungen/Erfahrungen aus der Feldforschung, die Erfordernisse und Bedürfnisse des komplexen Sozialorts Schule berücksichtigen
- Steigerung situationsgebundener Projektentwicklungskompetenz
- Ausarbeitung von Lösungsansätzen
- Kompetenzsteigerung lösungsorientiert Denken/Arbeiten
- Aufbau von Kompetenzen im Bereich Projektentwicklung und -management
- Erstellen/Ausarbeiten Projektmaterials für Bedürfnisse/Fähigkeiten der jeweiligen Lerngruppe
- Anschließende Reflexion
- Theoretische Rückbindung
- Zusammenführung Theorie und Praxis
Projektevaluation (Meta-Reflexion):
- Entwicklung von Handlungsperspektiven aufgrund gesellschaftlicher Relevanz
- nicht nur reden über gesellschaftliche Herausforderungen, sondern konkrete Beschäftigung und Reflexion darüber
Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?
- Klassenzimmer/Schule als verdichtete Sozialräume und Kontaktzonen
- Vielfalt und Heterogenität in Bildungseinrichtungen
- Sprache und Kommunikation
- Sprachhierarchien (Wertigkeit von Sprache)
- Bedeutungshoheiten
- Narrative und Stereotypen
- Interkulturalität und Interreligiosität
- Marginalisierung, Diskriminierungstendenzen und schulischer Rassismus
- Rassismuskritische Prävention und Bildung
- Identität in Pluralität (Individuum und Kollektiv)
- Teamarbeit
- Reproduktive Machtstrukturen des Bildungswesens in Bezug auf Vielfalt
Weitere Lehrmuster:
Wie ist das Lehrmuster strukturiert?
- Phase: Annäherung an das Klassenzimmer
Theorien zur Schule als interkulturelle und interreligiöse Herausforderung sollen inhaltlich zunächst in den Mittelpunkt der Seminargestaltung treten. Ebenso ist die Beschäftigung mit Konzepten von Schule als Kontaktzone geplant, wie sie vor allem Mary Louis Pratt geprägt hat. Literatur gilt es zu lesen bzw. zu interpretieren und zu reflektieren. Die Studierenden werden darauf vorbereitet in den nächsten Phasen eine eigene Challenge zu formulieren und zu bearbeiten. Hierzu wird anhand der bearbeiteten Materialien am Ende jeder Sitzung eine Kriteriologie erarbeitet, anhand derer sich die Studierenden dann zur Challenge- und Projektformulierung orientieren können. Zudem hören die Studierenden erste Stimmen aus der Praxis, indem verschiedene Lehrkräfte im Seminar von ihren Erfahrungen aus Schulalltag und Lehrpraxis berichten. Gemeinsam können erste aufgekommene Fragen beantwortet, diskutiert und reflektiert werden.
- Phase: Kennenlernen des Klassenzimmers
Die Studierenden besuchen in Kleingruppen (max. 3 Studierende pro Gruppe) eine Klasse der Schulen und setzen sich mit der konkreten Situation vor Ort auseinander. Sie werden durch das Projektteam und Lehrende aus den jeweiligen Schulen begleitet. Die Studierenden sollen im Kleingruppengespräch mit den Dozierenden anhand der gemeinsam erarbeiteten Kriteriologie eine erste Challenge-Idee formulieren.
- Phase: Projekterarbeitung und -durchführung
Mit Zahlen und Fakten und angereichert durch die konkrete Erfahrung sollen die Studierenden ihre Challenge benennen und infolgedessen ein Projekt erarbeiten, das versucht auf die ganz konkreten Herausforderungen vor Ort zu antworten und mit Schüler:innen sowie Lehrenden die Themengebiete Vielfalt, Interkulturalität und Pluralität anzugehen. Die Challenge wie auch die Projektidee werden mit konkretem Projektplan im Plenum vorgestellt und in der Gruppe auf Durchführbarkeit, Angemessenheit und Verbesserungsmöglichkeiten hin diskutiert.
- Phase: Projektreflexion
In dieser Phase sollen zunächst die Erfahrungen mit dem Projekt in den Vordergrund treten und Horizonte von diesem herausgearbeitet werden, die mit Hilfe wissenschaftlicher Literatur reflektiert und diskutiert werden sollen. Zudem erhalten die Studierenden in einer digitalen Sprechstunde nochmals die Gelegenheit ihre Challenges und Projekte mit dem Seminarteam zu besprechen und ihre Präsentationsideen durchzusprechen.
- Abschluss: Präsentation – Evaluation – Diskussion
In einer Abschlusssitzung bereiten Studierende Impulse vor, die Theorie und Praxis reflektieren und diskutieren. Hierbei sollen die Studierenden auch explizit ihren Arbeitsweg von der Entwicklung der Kriterien bis hin zum durchgeführten Projekt reflektieren. Ein Vertreter des Kultusministeriums wird jeweils auf die Projektpräsentationen reagieren und ihre gesamtgesellschaftliche Relevanz mit den Studierenden diskutieren.
Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?
Impulsvortrag mit Respons durch einen Vertreter aus dem Kultusministerium, in dem die Challenge benannt, das daraus entstandene Projekt reflektiert und in den fachwissen-schaftlichen Kontext eingeordnet wurde
Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?
- Moodle-Kurs
- Beratungsgespräche der Gruppen via Zoom
Eine gesellschaftliche Challenge zu identifizieren, ist wenig im Seminarraum möglich. Nur durch die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Partnerinnen und Partnern in unterschiedlichen Bezügen ist es möglich, solche auszumachen und Studierende mit Herausforderungen der Gegenwart zu konfrontieren und sie zu innovativen Lösungsmöglichkeiten zu befähigen
Evaluationsgespräche:
Für Studierende ist die Begegnung mit dem außeruniversitären Lernfeld spannend. Um die Challenge und Projekte rückzubinden, ist eine intensive Betreuung notwendig, um die Studierenden nicht in der Erfahrung stecken zu lassen.
Angemessene Formate der Aus-/Anbindung finden:
Oft arbeitet das universitäre Feld für die „Schublade“. Formate der Auswertung zu finden, in dem die Projektpartner oder andere Vertreterinnen und Vertreter der Gesellschaft/Wirtschaft Respons auf Erfahrungen und deren Rückbindung geben, motiviert und fördert den Diskurs."
Veröffentlichungen zum Lehrmuster:
- ein Artikel zum Projekt in Planung
- Buchprojekt „Studentische Forschung“ im Kontext des Zertifikatsstudiengangs „Migration lokal denken“ ist in Vorbereitung
Konzipierung
Kontaktperson:
Dr. theol. Claudia Rammelt
(claudia.rammelt@rub.de), Evangelisch-Theologische Fakultät
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum:
05. März 2024, 11:47 Uhr
Schlagwörter:
Challenge, Challenge-based Learning, Praxis, Praxisaustausch, Praxisnah, Rassismus, Religion, Schule, Vielfalt
Fächergruppen:
Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Interdisziplinär