Mir geht ein Licht auf! Aus dem verstaubten Depot ins digitale Rampenlicht – Neue Erkenntnisse zur Aufnahme antiker Öllampen


Was zeichnet das Lehrmuster aus?

Das Projekt und die dazugehörigen Lehrveranstaltungen zeichnen vor allem die enge Zusammenarbeit mit den Studierenden auf verschiedenen Gebieten und Ebenen aus. Durch ein Praktikum hatten die Studierenden die Möglichkeit in der kretischen Stadt Gortyn, einen Einblick in die archäologische Feldarbeit zu gewinnen und dementsprechend auch die Arbeit vor Ort mit dem Fundmaterial kennenzulernen. Aber auch wurde es den Studierenden später, während einer Übung im WiSe gewährleistet, einen Einblick in die digitale archäologische Nachbearbeitung und Weiterführung des Projektes zu erhalten. So werden verschiedene archäologische Arbeitsaspekte durch das Projekt für die Studierenden miteinander verbunden und ein genauer Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten kann gewährleistet werden. Während der Übung wurden also primär die digitalen Kompetenzen in Bezug auf die archäologische Arbeit bei den Studierenden erweitert durch ein reiches Angebot an Übungen und Selbstversuchen.



Fakten im Überblick:

In welcher Form existiert eine Präsenzphase?
Einzeltermine

In welchen Zeitraum wird das Lehrmuster durchgeführt?
Während Vorlesungszeit

Wird das Lehrmuster über einen Zeitraum von mehreren Semester durchgeführt?
Ja (2 Semester)

Welchen Umfang hat das Lehrmuster?
Creditpoints: 12
Teilnehmerzahl: 18

In welchem Studienabschnitt ist das Lehrmuster angesiedelt?
Bachelor (Grundlagenphase), Bachelor (Profilierungsphase), Master

In welcher Art ist das Lehrmuster curricular verankert?
Pflichtmodul, Sonstiges (1 Praktikumsmodul ist jeweils im Bachelor, als auch im Master Pflicht )

Worum geht es in dem Lehrmuster insbesondere?
Selbstständiges Arbeiten am Text / an Quellen / an Fällen / an Daten, Selbstständiges Experimentieren, Wissenschaftliches Schreiben und / oder Diskutieren, Internationaler Austausch


Welche Zielsetzung hat das Lehrmuster?

Die Zielsetzung des Projektes ist es, Studierenden einen möglichst breiten und ausführlichen Einblick in die archäologische Arbeitsweise zu ermöglichen. Primär sollten digitale Kompetenzen erworben werden, aber auch die genaue Arbeit mit dem ausgewählten Material stand dabei im Fokus; die Studierende konnten somit unter anderem ihre eigens erworbenen Kompetenzen in Form von kleinen Präsentationen, in Zusammenarbeit und in schriftlichen Ausarbeitungen vertiefen und erweitern. Dabei ging es nicht nur um das Ziel des Erlernens des wissenschaftlichen Umgangs mit dem Material, sondern auch um das Ausprobieren und Erarbeiten einer zielführenden Dokumentationsmethode. Durch verschiedene Überlegungsansätze während der Übung wurde ein kritisches und eigenständiges Denken geschult. Ziel war es also, gewisse Aspekte zu hinterfragen, um eigene Schlüsse und Ideen daraus zu ziehen in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten. Auch wurde durch das Projekt deutlich, dass verschiedene Lösungsansätze zu einem ähnlichen Ziel führen können und dass es manchmal mehr als einen Weg gibt oder mehrere Versuche braucht, um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis in der Wissenschaft zu gelangen. Auch soll es darüber hinaus anderen Studierenden ebenfalls ermöglicht werden, an dem Projekt bzw. an dem Erarbeiteten und Erlernten teilhaben zu können, indem kleine Lerneinheiten während der Übung aufbereitet wurden und einem breiteren Publikum zukünftig zur Verfügung stehen sollen. So wurden also auch erste Kompetenzen in der Wissenschaftsvermittlung erarbeitet. Zuletzt gab es während des Semesters die Möglichkeit sich einen im Institut für Archäologische Wissenschaften angebotenen Kolloquium zu einer ähnlichen Thematik einen Vortrag von Johannes Eber (Uni Zürich) „Feuer & Rauch. Licht und Weihrauch im pompejanischen Hauskult“ anzuhören und so einen Einblick zu gewinnen, wie das eigenen Materials des Weiteren aufgearbeitet werden könnte. So wurden auch Kompetenzen im internationalen Austausch geschult.



Was sind wesentliche Inhalte des Lehrmusters?

Im Fokus der Bearbeitung stehen dabei römische Öllampen, die aus einem Fundkontext aus der griechisch-römischen Stadt Gortyn auf Kreta stammen. Während eines dreiwöchigen Praktikums wurden diese Öllampen in einem ersten Schritt von Studierenden der Ruhr-Universität Bochum fotographisch und zeichnerisch aufgenommen, um dann anschließend das gesammelte Material in Bochum mit der Hilfe von weiteren Studierenden in einer speziell dafür angebotenen Übung weiter zu bearbeiten. Dies beinhaltet das Erstellen von digitalen Umzeichnungen der zuvor manuell angefertigten Zeichnungen der Öllampen durch die Hilfe von Zeichenprogrammen (Vectorworks), das Erstellen von 3D-Modellen mit Hilfe der zuvor aufgenommen fotografischen Aufnahmen der Objekte in verschiedenen Perspektiven (Metashape). Die zum Teil händisch erstellten Zeichnungen der Tonlampen wurden mit den digital erzeugten Orthofotos verglichen um die Grenzen der jeweiligen Methoden zu erfassen. Durch das Ausprobieren der verschiedenen Kombinationen wurde eine neue Methode erarbeiten, damit sie Studierende in erster Linie in das Forschen (den damit verbundenen Schwierigkeiten und die Wahl der geeigneten Aufnahmemethode) miteinbezogen werden. Das Suchen von Vergleichen in Publikationen zu anderen Fundorten mit ähnlichem Fundmaterial, um dann auf die Funktion, Nutzungsphase und den Verbreitungsraum des Materials und der Struktur, in dem die Öllampen gefunden wurden, schließen zu können war auch fester Bestandteil der Übung. Vergleiche wurden von den Studierenden gemeinsam zusammengetragen, diskutiert und erste Erkenntnisse gesammelt. In Form einer Projektvorstellung wurden diese ersten Resultate im Kolloquium der Archäologische Wissenschaften einem breiterem Publikum präsentiert. Weiterer Inhalt des Projektes war die Aufarbeitung von Seiten der Studierenden diese Resultate durch kleine E-Learning-Einheiten so aufzuarbeiten, dass sie zukünftig auch von anderen Studierenden der Archäologischen Wissenschaften zum digitalen Lernen verwendet und somit von den Dozierenden als Lerneinheiten in den Unterricht integriert werden können.





Weitere Lehrmuster:

Katalogisierung und Edition von Handschriften in arabischer Schrift
Vom Schlachtfeldpanorama zur Virtual-Reality-Anwendung – Forschendes (historisches) Lernen im Museum
Wasser im Wandel
Unsicherheitserfahrung und Bewältigungsstrategien im unternehmerischen Kontext – simulationsbasierte Lernansätze





Wie ist das Lehrmuster strukturiert?

Das Projekt begann mit einem dreiwöchigen Praktikum, indem die Studierenden erste Einblicke in die archäologischen Arbeitsmethoden gewinnen konnten. Während des Praktikums wurden die wesentlich relevanten manuellen Arbeitsschritte in der archäologischen Feldforschung erlernt, so z.B. das Erstellen von akkuraten Fotographien des Fundmaterials und auch das manuelle Anfertigen von Zeichnungen der Öllampen. Auch wurden fotographische Aufnahmen der Lampen so aufgenommen, dass sie anschließend zurück in Bochum als 3D-Modelle erschlossen werden konnten. In einer zweiten Phase wurde während einer Übung im anschließenden Semester das zuvor aufgenommene Material auch weiteren Studierenden zur Verfügung gestellt und weiterführende Arbeitsschritte wurden begonnen. Dabei stand also während der Übung der digitale Aspekt der Nacharbeitung im Fokus, aber auch der weitere Umgang mit dem Material und den ersten erworbenen Erkenntnissen waren von Bedeutung. So bekamen die Studierenden sowohl die Möglichkeit, selbstständig mit dem Material zu arbeiten, z.B. in Form von dem Erstellen von 3D-Modellen der Öllampen oder in einzelnen Präsentationen, in denen sie ausgewählte Fundkontexte mit ähnlichem Fundmaterial in Form von Öllampen präsentierten; aber auch lag der Fokus auf der gemeinsamen Erschließung und Diskussion, indem in Teams Aspekte der Nacharbeitung besprochen, überlegt und weitergedacht wurden. In einem letzten Schritt wurden in der Übung Versuche und Überlegungen unternommen das Projekt auch über das Praktikum und über die Übung hinaus weiteren Studierenden in Form von E-Learning-Einheiten zur Verfügung zu stellen, indem die erworbenen Erkenntnisse in kleinen Übungen spielerisch aufgearbeitet wurden und zukünftigen Studierenden in den ersten Fachsemestern als Einführung in das Thema helfen können.



Welches Prüfungsform ist in dem Lehrmuster vorgesehen?

Zum einen wurde während des Praktikums ein abschließender vierseitiger Erfahrungsbericht von den Teilnehmenden im Rahmen des Praktikumsmoduls verlangt, indem ein Einblick in die Arbeit vor Ort gegeben werden sollte und eigene Eindrücke wiedergegeben werden konnten. Zum anderen wurden während der Übung im Wintersemester kurze Steckbriefe zu einzelnen Lampen von den Teilnehmenden erstellt, indem sie ihre ersten Erkenntnisse präsentieren und die neuerlernten digitalen Kompetenzen anhand von digitalen Umzeichnungen vorzeigen sollten. Auch wurden darüber hinaus kurze Referate über weitere Fundkontexte von den einzelnen Teilnehmenden präsentiert, die dann in einer kurzen Hausarbeit mit einem Seitenumfang von ca. 10 Seiten schriftlich wiedergegeben werden sollten. Ein letzter Aspekt der Leistungskontrolle war die Einreichung des Evaluationsbogen, indem jeder Studierende seine Einschätzungen zu der Übung und dem Inhalt kurz und knapp anonym angeben sollte.



Welche E-Learning-Elemente werden eingesetzt?

Alle Inhalte, die für das Projekt von Relevanz sind, so z.B. jegliches Bildmaterial, was zur Aufarbeitung der Öllampen nötig war, wurden über die Lernplattform Moodle der Ruhr-Universität den Studierenden für das eigenständige Arbeiten zur Verfügung gestellt. Auch hielten die Studierenden mehrere Präsentationen während der Übung, für die sie Angebote wie PowerPoint oder Google-Präsentationen verwendeten, letzteres auch, um gemeinschaftlich an Präsentationen zu arbeiten. In einem letzten Teilbereich der Übung wurden darüber hinaus Konzepte für E-Learning-Inhalten von den Studierenden selbst erstellt, in denen sie sich auch in ersten Versuchen mit dem Erstellen solcher Inhalte für andere Studierende auf der Lernplattform Moodle befassten und sich darin probieren konnten. So wurden z.B. Multiple-Choice-Einheiten, drag and drop Übungen, oder Lückentexte erstellt, die anschließend in die digitale archäologische Lehre aufgenommen wurden und für zusätzliche Lerneinheiten im E-Learning Moodle-Angebot der Archäologischen Wissenschaften (RUBeA – eLearning) zum Selbststudium dauerhaft zur Verfügung stehen um anderen Studierenden einen Einblick in die Forschung von römischen Öllampen geben sollen ( https://moodle.ruhr-uni-bochum.de/course/view.php?id=57762 ).



Tipps für die Umsetzung:

"Durch frühes Einbeziehen in die praktische Forschung, die weitaus über eine normale Literaturrecherche hinausging, konnte ich feststellen, wie sich Eigenmotivation bei den Studierenden natürlich entwickelte. Auch die Teilnahme an der Kampagne vor Ort auf Kreta, die nur für einen Teil der Studierenden möglich war, entpuppte sich als Chance, denn somit war bei der Rückkehr das Zusammenspiel von Gruppen mit verschiedenen Vorkenntnissen in Bochum von höchster Relevanz, die man mit der Interaktion bei Teamforschungen gut vergleichen kann. Die breite Teilnahme von Studierenden beim Vortrag im Kolloquium ermöglichte die Selbstidentifikation mit dem Projekt und weckte die Motivation eigenständig wissenschaftlich gearbeitet zu haben und zu der Forschung beizutragen. Gleichzeitig vermittelt ein solches Projekt, dass ein Thema aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. Darüber hinaus scheint auch die Konstanz über mehrere Semester bei der gleichen Thematik am Ball zu bleiben, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen, ganz gut gelungen zu sein. Denn auch die Motivation scheint nicht verloren zu sein, denn schon im kommenden SoSe 24 wird eine ähnliche Übung zum gleichen archäologischen Kontext angeboten werden.
Gerade der Punkt, über mehrere Semester an einem gleichen oder ähnlichen Thema festzuhalten, mit dem gleichen Material oder mit ähnlichen Methoden zu arbeiten in solchen Projekten und Übungen, ist ein guter Weg, um das eigenständige Forschen und das Interesse an einem Forschungsprojekt bei der Studierendenschaft konstant beizubehalten. So können einer Vielzahl an Studierenden praktische Erfahrungen vermittelt werden und die Teamfähigkeit in einem spezifischen Projekt steigern. Dies kann man abschließend als wertvolle Methoden und Erkenntnisse betrachten, die als Weiterempfehlung gelten und an denen zukünftig innerhalb des eigenen Projektes dran festgehalten werden sollen."

Dr. Anna Bertelli



Veröffentlichungen zum Lehrmuster:

Eine konkrete wissenschaftliche Veröffentlichung in Form eines ausführlichen Forschungsberichts ist geplant zusammen mit dem freien Zugriff auf die 3D-Modelle der Öllampen. Darüber hinaus wurde das Projekt und demnach auch die ersten gesammelten Erkenntnisse während des Kolloquiums der Klassischen Archäologie im Institut für Archäologische Wissenschaften von Teilnehmenden an dem Projekt in Form einer 30-minütigen Präsentation vorgestellt. Ein weiterer Vortrag zu genau diesem Thema soll in Kürze (Mitte April 2024) an der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg gehalten werden. Auf der Homepage des Institutes für Archäologische Wissenschaften sind eine Beschreibung des Projektes und die ersten Resultate veröffentlicht worden ( https://www.archwiss.ruhr-uni-bochum.de/aw/forschung/gortyn.html.de ). Diese Maßnahmen ermöglichen einen Einblick in die Arbeitsweise und zu den während des letzten halben Jahrs im Laufe des Projektes gesammelten Überlegungen und Erkenntnissen.



Dateien zum Lehrmuster:

Aufgrund des Arbeitsschwerpunkts in Hinblick auf die Aufnahme der Öllampen wurde während des Projektes eine hohe Vielzahl an verschiedenen Medien gesammelt, die zusammenfassend wiedergeben sollen, was während des letzten halben Jahres großenteils von den Studierenden innerhalb der Übung erarbeitet wurde ( https://moodle.ruhr-uni-bochum.de/course/view.php?id=54344 ).



Hat Ihnen das Lehrmuster gefallen? Dann setzen Sie doch ein ähnliches Lehrmuster um! Gerne beraten wir Sie hierzu. Und für Forschendes Lernen gibt es sogar eine Transferförderung. Für einen Beratungswunsch schicken Sie bitte eine E-Mail an lehrmuster@rub.de.






Konzipierung

Kontaktperson:
Dr. Anna Bertelli
(Anna.Bertelli@rub.de), Institut für Archäologische Wissenschaften


Weitere Informationen

Veröffentlichungsdatum:
08. April 2024, 12:07 Uhr

Schlagwörter:
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Fächergruppen:
Geisteswissenschaften


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